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Kultur.Diplomatie




04.03.2008  Im Gespräch mit Kulturattaché Jaka Miklavcic der Slowenischen Botschaft



CCA: Das Jahr 2008 rückte Slowenien in den Mittelpunkt des öffentlichen bzw. europäischen Interesses. Können Sie etwas über die offiziellen Feiern in Slowenien zu Beginn des Jahres berichten?
Jaka Miklavcic : Die eigentlichen Feiern fanden bereits vergangenen Dezember statt, als das Schengener Abkommen zum Wegfall der Grenzkontrollen in Slowenien in Kraft getreten ist, dem wir am 1.Mai 2004 beigetreten sind. Mit 1.Jänner 2008 haben wir die EU-Ratspräsidentschaft übernommen und da blieb dann kaum Zeit, um ausgiebig zu feiern, da wir uns bewusst sind, was für eine große und wichtige Verantwortung wir nun tragen. Die Zeit wurde dazu genutzt, letzte Vorbereitungen zu treffen und konkrete Aufgaben zu erfüllen. Die offenen Fragen, mit denen wir uns in Wien beschäftigen müssen, sind klar. Unsere Aktivitäten hier konzentrieren sich normalerweise auf die multilaterale Ebene, also besonders auf den Bereich der UNO, und auf bilaterale Fragen, die sich mit den Beziehungen zwischen Slowenien und Österreich auseinandersetzen. Letztere sind zwar während unserer EU-Ratspräsidentschaft weniger bedeutsam, aber trotzdem organisieren wir natürlich viele Veranstaltungen in Österreich. Darüber werde ich später noch sprechen.

CCA: Zurück nach Wien und zu ihrer Biographie. Bitte, erlauben Sie uns einen Blick auf die wesentlichen Stationen ihrer Karriere. Wie kam es dazu, dass Sie nun letztendlich Presse- und Kulturattaché in Wien sind?
Jaka Miklavcic : Obwohl ich erst seit ungefähr 10 Jahren in der Diplomatie tätig bin, habe ich mich dennoch in diesem Zeitraum mit den verschiedensten Dingen beschäftigt. Als junger Diplomat war ich anfangs mit Fragen der Sicherheitspolitik im Slowenischen Außenamt betraut. Im Jahr 2001 wurde ich dann nach Belgrad, also in die Hauptstadt Serbiens, geschickt, wo ich vier Jahre lang diplomatisch tätig war. Der Schwerpunkt meiner Arbeit lag dort zwar nicht im kulturellen Sektor, aber ich hatte Kontakte zu den Slowenen, die dort leben und natürlich gab es daher auch sehr viele Gelegenheiten, bei denen ich mich persönlich engagieren konnte. Ich muss aber betonen, dass ich dort nicht Kulturattaché war. Später kehrte ich wieder für kurze Zeit ins Slowenische Außenamt zurück, um mich mit humanitären und entwicklungspolitischen Fragen zu beschäftigen. Eine sehr interessante Thematik. Im Jänner 2006, also zu Beginn der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft, kam ich dann nach Wien, wo ich die Position des Presse- und Kulturattachés übernommen habe, die auch die bilaterale Politik miteinschließt. Die Beschäftigung mit dem Bereich Kultur war also nicht durch meine Ausbildung vorherbestimmt, sondern hat sich aus persönlichem Interesse im Lauf meiner Karriere ergeben. Ich bin froh, dass ich diese Aufgabe übernehmen durfte und ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit.

CCA: Wie gestaltete sich das gegenwärtige „Europäische Jahr des interkulturellen Dialogs“ bisher für die Kulturabteilung der Slowenischen Botschaft in Wien? Gab oder gibt es in diesem Kontext Aktivitäten und Veranstaltungen der Slowenischen Botschaft?
Jaka Miklavcic : Ich muss ehrlich sagen, hier in unserer Botschaft wird es keine speziellen Projekte zu dieser Thematik geben. Die meisten Veranstaltungen zum „interkulturellen Dialog“ werden außerhalb von Österreich stattfinden. Es gab zu Beginn dieses Jahres schon eine Feier zum „Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs“ in Slowenien, und es werden auch noch weitere Symposien und Veranstaltungen dort und in Brüssel folgen. Im Hinblick auf Wien kann man jedes Event in gewisser Weise als „interkulturellen Dialog“ interpretieren. Ebenso organisieren wir Veranstaltungen in Slowenien, die primär den Dialog zwischen Österreich und Slowenien voranbringen sollen. Als offenherziges Land wollen wir unsere Freundschaft mit Österreich mittels der für dieses Jahr geplanten Projekte in Wien vertiefen. Der „interkulturelle Dialog“ ist also immer ein Thema.

 

 

CCA: Welche Aktivitäten stehen in Kooperation mit den Bundesländern außerhalb von Wien, insbesondere mit Niederösterreich und dem Burgenland, in Planung?

Jaka Miklavcic : Wir haben uns mit dieser Frage schon vor etwas mehr als einem Jahr ernsthaft befasst. Wir wollen unsere Kultur, die, wie ich betonen muss, der österreichischen sehr ähnlich ist, nicht nur hier in der Kulturmetropole Wien präsentieren, sondern auch in anderen Teilen Österreichs. So findet dieses Jahr ein Konzert der Slowenischen Philharmonie in Graz (Steiermark) am 12. April, in Wien am 13. April und danach in St. Pölten (Niederösterreich) am 14. April statt. Es wird außerdem diverse Veranstaltungen in Neuhofen a.d.Ybbs (Niederösterreich) in Kooperation mit der Gemeinde Slovenske Gorice (weststeir. Hügelland, Grenzregion) aus der slowenischen Steiermark geben. In Neuhofen a.d.Ybbs soll im „Ostarrichi – Kulturhof“, slowenisches Kulturerbe, also Tanzmusik, Exponate, Bilder und auch Kulinarisches wie Wein, gezeigt werden. Die Eröffnung dieses Festivals wird am 19.April sein. Unsere Aktivitäten finden deshalb so dicht gedrängt in diesem Monat statt, weil wir nicht unabhängig planen können, sondern die terminliche Verfügbarkeit unserer Partner berücksichtigen müssen.
CCA: Zu Beginn des Jahres wurde durch das österreichische Innenministerium eine Studie zum Thema „Integration“ veröffentlicht. Diese Studie wurde vielfach in den Massenmedien und anderen Bereichen der Öffentlichkeit diskutiert. Sind die darin behandelten Fragen auch in Ihrer Arbeit wichtig?
Jaka Miklavcic : Hier in Österreich hält sich die Bedeutung dieser Studie in Grenzen, da sie Slowenien nicht einschließt und es außerdem nicht so viele Slowenen in Österreich gibt. Die slowenische Gruppe in Wien ist relativ klein und umfasst vorrangig Leute, die hier beschäftigt und bereits sehr gut in diesem Land integriert sind und die die deutsche Sprache sprechen. Auf der anderen Seite haben wir eine slowenische Minderheit, die sich aber in Kärnten befindet. Es handelt sich hier um österreichische Staatsbürger ursprünglich slowenischer Herkunft, die schon seit 1000 Jahren in Österreich leben. Diese Menschen sind keine Einwanderer oder Neuankömmlinge. Sie sind zwar ihrer Herkunft nach Slowenen, aber dennoch österreichische Staatsbürger. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass die slowenische Kultur, Religion, unsere Sitten, Ess- und Trinkgewohnheiten den österreichischen annähernd gleich sind. Der einzige Unterschied zwischen einem Österreicher und einem Slowenen ist die Sprache. Wir sind uns als Menschen und auch als Nation sehr ähnlich, da wir auch durch unsere gemeinsame Geschichte als ehemaliger Teil der k.u.k. Monarchie eng miteinander verbunden waren.

CCA: Diese Plattform möchte ihren LeserInnen Empfehlungen zur zeitgenössischen Kunst präsentieren. Auf welchem Gebiet sind die zeitgenössischen künstlerischen Qualitäten Sloweniens besonders gut sichtbar? Welche künstlerischen Aktivitäten oder Projekte liegen Ihnen am Herzen?
Jaka Miklavcic : Ich persönlich bin ein Fotografie- und Filmliebhaber, daher habe ich mich auch in den vergangenen zwei Jahren sehr viel mit diesen beiden Kunstbereichen beschäftigt. Im letzten Jahr wurden vier zeitgenössische slowenische Filme in Wien vorgeführt und gegen Ende des Jahres 2008, also September oder Oktober, findet das „Jahr der Fotografie“ statt. Da Sloweniens EU-Ratspräsidentschaft mit 1.Juli endet, hoffe ich, dann etwas mehr Zeit für die Planung von Fotografie- und Filmprojekten zu haben.

CCA: Welche Galerien oder Museen würden Sie unseren LeserInnen bei einer Reise nach Slowenien empfehlen, wenn diese sich für Film oder Fotografie interessieren?
Jaka Miklavcic : Slowenische Filme werden natürlich in der Slowenischen Kinemathek vorgeführt. Es lohnt sich, das momentane Programm zu verfolgen. Ich würde jedem Österreicher, der nach Slowenien kommt, empfehlen, die Slowenische Nationalgalerie in Ljubljana (Laibach) zu besuchen, um einen breiteren Einblick in unsere Kunstgeschichte zu bekommen. Die Nationalgalerie ist mit ihren vielen Exponaten, Sloweniens eine der größten Ausstellungsorte und dort kann man auf einem Platz in der kürzesten Zeit das meiste sehen. Denn, wie es hier in Wien der Fall ist, so gibt es natürlich auch in Ljubljana zahlreiche kleinere Galerien, deren Besichtigung Zeit und sorgfältige Planung in Anspruch nehmen würde.

Abgesehen davon gibt es in Slowenien sehr viele mehr oder weniger bekannte Festivals; die berühmtesten davon im Sommer. Das zweiwöchige „Lent-Festival“ in Maribor (Marburg), das jeden Juni im Stadtbezirk Lent am Drauufer stattfindet, präsentiert die zeitgenössische Kunst. Gruppen aus der Region sowie aus dem ehemaligen Jugoslawien, aber auch Künstler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen dort zusammen und spielen Musik, Theater oder ähnliches. Zudem ist Maribor nur drei Autobahnstunden von Wien entfernt. Natürlich gibt es auch in unserer Hauptstadt Ljubljana sehr viele Festivals im Sommer. Dorthin werden aber im Gegensatz zum „Lent-Festival“ auch sehr viele ausländische Künstler eingeladen.

CCA: Das Jahr 2008 ist in Österreich nicht nur durch den "Interkulturellen Dialog" bestimmt, sondern auch durch die Fußball-Europameisterschaft. Wir bitten Sie abschließend um Ihre Einschätzung und / oder Ihren Tipp zu diesem grenzüberschreitenden Ereignis?
Jaka Miklavcic : Bedauerlicherweise ist Slowenien nicht so stark involviert in diese Sportveranstaltung. Der eine Grund ist, dass sich Slowenien leider nicht für die Fußball-EM qualifiziert hat und der andere ist, dass unsere EU-Ratspräsidentschaft, die wir am 1.Juli an Frankreich übergeben werden, zurzeit Priorität hat. Ich muss außerdem ehrlich zugeben, dass ich mich persönlich mehr für andere Sportarten, wie etwa das Schifahren oder –springen, interessiere als für Fußball. Müsste ich aber einen spontanen Tipp zu diesem grenzüberschreitenden Ereignis abgeben, so würde ich wetten, dass es wahrscheinlich ein Chaos in Wien geben wird. Da ich aber im 1.Bezirk, also in unmittelbarer Nähe, wohne, hoffe ich, dass sich der Trubel legen und alles relativ ruhig verlaufen wird. Meine wichtigsten Aufgaben als Kulturbeauftragter hier sind auf jeden Fall, dass ich die Fußball-EM weiter verfolge und auch die Kulturaktivitäten anderer EU-Länder, also meiner Partner, gegebenenfalls mitorganisiere oder zumindest daran teilnehme. Derzeit ist von unserer Seite jedenfalls aufgrund der zwei zuvor genannten Gründe kein spezieller Beitrag zur Fußball-EM geplant. In anderen Bereichen werden wir allerdings sehr wohl eigene Projekte umsetzen, für deren Durchführung ich verantwortlich bin, und wir würden uns freuen, wenn viele Kunst- und Kulturinteressierte kämen.

CCA: Vielen Dank für das Gespräch. 

pb; Foto: pb 





 

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