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Kultur.Diplomatie




14.06.2007  Rumänisches Kulturinstitut Wien: Mag. Carmen Bendovski / INTERVIEW



 

Mag. Carmen Bendovski, seit 2005 Direktorin des Rumänischen Kulturinstituts in Wien, ist Journalistin. Im Laufe ihrer beruflichen Karriere betätigte sie sich außerdem als Übersetzerin, Herausgeberin und Lehrerin. 

     

 

 

      

CCA: Bitte beschreiben Sie Ihren beruflichen Weg mit seinen wesentlichsten Stationen.

 

Carmen Bendovski: Ich besuchte eine deutschsprachige Schule in Bukarest und studierte Germanistik. Einige Jahre lang, das war vor 1989, arbeitete ich als Lehrerin für Deutsch, Englisch und Rumänisch. Schon während meiner Studienzeit war ich als Reporterin und Redakteurin für das öffentlich-rechtliche Fernsehen tätig. Hier arbeitete ich auf freischaffender Basis, denn nur so hatte man die Freiheit, nicht der vorherrschenden Ideologie entsprechend produzieren zu müssen, sondern einfach Kulturreportagen und -dokumentationen machen zu können. 1987 übersetzte ich für einen der größten rumänischen Verlage ein Buch aus dem Deutschen ins Rumänische. Dabei handelte es sich um Bettina Brentanos "Frühlingskranz". Ab 1990 arbeitete ich als Radio- und Fernsehjournalistin. 2001 gab ich auf Anfrage einer satyrischen rumänischen Wochenzeitung ein Buch heraus, das Interviews mit den Gattinnen prominenter Politiker beinhaltet. Seit 2005 bin ich Leiterin des Rumänischen Kulturinstituts in Wien. Ich habe zwar diplomatischen Rang als Gesandte, bin aber von Berufs wegen nicht Diplomatin, sondern Journalistin.  

     

 

 

CCA: Bitte erläutern Sie die Aufgabe des Rumänischen Kulturinstituts.

 

Carmen Bendovski: Seit 2005 funktioniert unsere Zentrale, das Rumänische Kulturinstitut in Bukarest, nach einer klaren Strategie: In erster Linie wollen wir die rumänische Kultur in den Reihen der jeweiligen Bewohner des Landes fördern und uns nicht darauf beschränken, Kulturprodukte für die gebürtigen, im Ausland lebenden Rumänen zu exportieren. Da es in Rumänien bereits Institutionen gibt, die sich darauf konzentrieren, im Ausland Kultursparten wie Folklore oder die klassische rumänische Kultur zu vermitteln, fokussieren wir auf die gegenwärtige Kultur. Wir gehen der Frage nach, was sich das österreichische Publikum vom Rumänischen Kulturinstitut erwartet, und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Österreicher mindestens ebenso sehr an Informations- und Kommunikationsveranstaltungen interessiert sind wie an Kulturprodukten und -veranstaltungen. 
 

 

CCA: Welches Programm steht nun für den Sommer 2007 auf dem Plan?

 

Carmen Bendovski: Bereits im April hatten wir die Kommunikationsserie "Wir sind wieder Europäer", die sich über fünf Tage erstreckte und von der Kulturjournalistin Koschka Hetzer-Molden moderiert wurde. Anlässlich des EU-Beitritts Rumäniens veranstalten wir am 22. Juni ein Galakonzert im Mozartsaal des Konzerthauses. Hier wird die Wiener Kammerphilharmonie spielen, zusammen mit Solisten der Wiener Staatsoper, die rumänischer Herkunft sind. Für September planen wir ein fünftägiges Jazzfestival in Kooperation mit dem ORF und Porgy & Bess. Und im November veranstalten wir in der Urania ein fünftägiges Filmfestival.

 

 

CCA: Inwiefern geht das RKI über die Grenzen Wiens oder Österreichs hinaus?

  

Carmen Bendovski: Im Rahmen unseres Abkommens mit dem Stift Klosterneuburg organisieren wir dort heuer zwei große Ausstellungen: Im Juni präsentieren wir Graphikwerke von Florin Stoiciu und im August die Werke eines Malers, der auf sakrale Kunst spezialisiert ist. Wir, vor allem auch die Bildungsexpertin und stellvertretende Direktorin des RKI, Miruna Luana Chira, bemühen uns darüber hinaus sehr um Partnerschaften zwischen Bildungsinstitutionen in Österreich und Rumänien – seien es projektbezogene Partnerschaften zwischen Schulen, sei es die Teilnahme am Erasmus Euromedia Award, der unter anderem in Kooperation mit der Universität Wien organisiert wird.

 

 

CCA: Neben dieser Vielzahl an Projekten bietet das RKI auch ein sehr umfangreiches monatliches Rahmenprogramm. Könnten Sie dieses bitte näher beschreiben?

 

Seit Herbst 2006 veranstalten wir an unserem Institut die "Friday Night Fever – Jam Session". Hierfür laden wir rumänische und österreichische Jazzkünstler ein. Zu Gast waren bereits der Schlagzeuger Wolfgang Reisinger, der Saxophonist Wolfgang Puschnig oder der rumänische Pianist Harry Tavitian. Seit März 2007 veranstalten wir an einem Sonntag im Monat das "Matinee & Brunch im RKI" – eine Lesung samt Diskussion und anschließendem Brunch. In Zusammenarbeit mit dem rumänischen Verlag Polyrom und der Theodor-Kramer-Gesellschaft Wien versuchen wir auf diese Weise, die ganz junge Generation rumänischer Schriftsteller zu fördern. Einmal im Monat haben wir auch ein "Treffen am Donnerstag", das für die Gemeinschaft der Rumänen in Österreich gedacht ist. Und seit Mai bieten wir ein drei- bis viermal im Jahr stattfindendes Programm zur Förderung des Kulturtourismus: "Geschichten über Rumänien – Tipps und Tricks". Hier halten Österreicher, die eine Zeit lang von Berufs wegen in Rumänien lebten, Vorträge und präsentieren Filme und Fotos aus ihrem eigenen Archiv. Es werden nicht nur rumänische Regionen und Sehenswürdigkeiten vorgestellt, sondern auch Tipps und Tricks für Österreicher gegeben, die planen, für ein paar Jahre in Rumänien zu leben, das Land aber noch nicht kennen.

 

 

CCA: Mit dem Programm des RKI sprechen Sie eine enorm breite Zielgruppe an.

 

Carmen Bendovski: Wir versuchen, nicht in die Falle zu tappen und nach dem Motto "Ein bisschen etwas von allem für jeden" zu produzieren. Eine solche Strategie halten wir nicht für dauerhaft effektiv. Daher bemühen wir uns, unser Programm auf eine Vielzahl genau definierter Zielgruppen auszurichten.

 

 

CCA: Gibt es ein Projekt, das Ihnen persönlich besonders am Herzen liegt?

 

Carmen Bendovski: Im nächsten Jahr würde ich gerne eine große Ausstellung organisieren, eine Art Rundschau aller Sparten der bildenden Kunst Rumäniens. Etwas, das es in der Form noch nicht gab. Die rumänischen Künstler sind in Wien zwar nicht unbekannt. Wir würden dem österreichischen Publikum aber gerne eine Art Mosaik rumänischer Werke präsentieren, angefangen bei Malerei und bildender Kunst bis hin zu New Media und dekorativer Kunst. Das ist ein sehr groß angelegtes Projekt. Zur Zeit arbeiten wir mit Experten des Rumänischen Kulturinstituts und mit einer Kunsthistorikerin und Kuratorin der Albertina zusammen. Wir stehen aber noch ganz am Anfang. Ich denke, dass es sich lohnt, ein solches Projekt zu organisieren. Die Kunstakademie in Rumänien hat noch sehr prägnante traditionelle Merkmale: Bei den großen Künstlern steht immer noch der Mensch im Mittelpunkt. So etwas in Österreich zu zeigen, wo der Trend in Richtung angewandte Kunst, Installationen und Experimentalkunst geht, ist bestimmt interessant. Es wäre spannend zu sehen, wo sich hier Rumänien mit seinen großen Künstlern positioniert.  

     

 

 

CCA: Welchen Bereich des RKI würden Sie gerne noch stärker ausbauen?

 

Carmen Bendovski: Wir wollen gerne eine eigene Homepage für das Rumänische Institut in Wien erstellen. Diese sollte lediglich vierzig Prozent pure Information beinhalten. Die restlichen sechzig Prozent wären als interaktives New-Media-Phänomen gedacht. Die technische Umsetzung von Online-Workshops oder Creative-Writing-Ateliers ist heute ja nicht mehr schwierig. Ein solches Projekt wäre auf bilateraler Ebene, insbesondere für die jungen Leute, interessant. Abgesehen davon würden wir gerne den Bereich der Literatur stärker fördern. Hier gibt es aber das Problem, dass im Moment noch einen Mangel an qualifizierten Dolmetschern besteht. Das Rumänische Kulturinstitut in Bukarest ist aber sehr darum bemüht, eine Gruppe von Berufsübersetzern für Literatur zu sichern, sodass wir dem Publikum auch diesen Bereich rumänischer Kultur näher bringen können.

 

 

CCA: Vielen Dank für das Gespräch!  

            

 

  

Interview & Fotos: Klara Vakaj





 

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