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Kultur.Diplomatie




19.03.2007  Italienisches Kulturinstitut: Interview mit Direktor und Kulturattaché der italienischen Botschaft Dr. Giorgio Campanaro



Dr. Giorgio Campanaro kommt ursprünglich aus Turin, wenn er aber jetzt in Italien weilt, dann nur in Rom, wo er beim Ministerium beschäftigt ist. Nach Stationen als Direktor der Italienischen Kulturinstitute in Melbourne, Vancouver und Hamburg kam er vor knapp eineinhalb Jahren direkt aus Tokio nach Wien.

 

 

 

 

cca: Worin sehen Sie die Aufgabe des Italienischen Kulturinstiuts, speziell jetzt in Wien?



Dr. Giorgio Campanaro: Unsere Aufgabe ist es, die italienische Kultur im Ausland zu präsentieren. Wie, das kann man aber nicht generell für eine Stadt oder ein Land beantworten. Wir müssen uns immer auch ein wenig an das anpassen, was an einem Ort verlangt wird.

Die Initiative geht oft von unserem Institut aus, von mir, aber auch manchmal vom Ministerium, und das immer im Einklang mit der Italienischen Botschaft. Mein Prinzip ist auch immer, sehr viel mit hiesigen Institutionen zu kooperieren. So kann man gleichzeitig die Kosten gering halten und dennoch ein größeres Publikum ansprechen. 
 

 

 

cca: Das heißt, das Veranstaltungsprogramm wird auch nach der jeweiligen Interessenslage einer Stadt selbst ausgewählt?



GC: Auch. Wir versuchen, unsere Mission zu erfüllen, das heißt, von allem ein bisschen etwas vorstellen, aus der Vergangenheit, Zeitgenössisches und auch aus der Zukunft.

Jetzt im April etwa kommen zum Jazz and Wine-Festival in Poysdorf einige bedeutende Namen aus Italien (www.jazzandwine.at, Anm.). Dabei hat mich der Veranstalter selber kontaktiert.

Aber es könnte die Initiative auch von einer Universität ausgehen, wie zum Beispiel anlässlich des 300. Geburtstags von Goldoni heuer, da arbeiten wir mit den Universitäten Graz und Wien zusammen.

Wenn es allerdings um Kooperationen mit Museen geht, muss man sehr viel Zeit investieren, weil die Ausstellungen immer von langer Hand geplant werden müssen.

 

 

cca: Gibt es ein Zielpublikum für die Veranstaltungen des Italienischen Kulturinstituts?



GC: Jein. Es hängt davon ab, was wir präsentieren.

Bei Literaturveranstaltungen etwa im Literaturhaus oder in der Alten Schmiede kommt ein sehr gemischtes Publikum, bei uns ist es eher ein spezielles Publikum.

Vor ungefähr einem Monat haben wir ein Konzert mit sefardischer Musik präsentiert (siehe den Artikel dazu „Lieder aus der jüdischen Tradition“, Anm.), da hatten wir wieder ein ganz anderes Publikum.

Ein Stammpublikum haben wir natürlich auch, aber das macht nur etwa zwanzig Prozent der Besucher aus.

Im Falle der Ausstellung von Silvio Gagno zum Beispiel (siehe den Artikel dazu „Ich male nie, wenn ich traurig bin – Codici Significanti“, Anm.), kam wieder ein anderes Publikum, der Künstler hatte eine eigene Mailinglist und hat Menschen eingeladen, die mit dem Italienischen Kulturinstitut sonst nicht verbunden sind. Aber das ist ja auch gut so, weil man dadurch sichtbar wird.

     



cca: Kann man sagen, wie sehr oder ob die Österreicher an der italienischen Kultur interessiert sind?

 

GC: Das kann ich so genau nicht beantworten, aber ich würde sagen, dass es für uns keine Mühe bedeutet, Italien vorzustellen. Wien ist ja sozusagen fast zu Hause, obwohl es ganz anders ist, aber es ist einfach sehr nahe. Schon allein die Geschichte zeigt ja so viele Gemeinsamkeiten, seit Jahrhunderten gibt es künstlerische und politische Verbindungen zwischen Italien und Österreich und im speziellen zu Wien.

 


cca: Finden die aktuellen italienischen Kunst- und Kulturtendenzen auch einen Platz in Ihrem Veranstaltungsprogramm? Werden sie darin widergespiegelt?


GC: Das kommt darauf an. Wir haben immer das Problem, dass wir unser Programm sehr lange im Vorhinein planen müssen, das bedeutet, dass wir schon ein oder eineinhalb Jahre vorher festgenagelt sind.

Das ist manchmal sehr schade, wenn etwa Menschen auf uns zu kommen, die sehr interessante Projekte hätten, in die zeitgenössische Künstler, Interpreten oder Schriftsteller miteinbezogen wären, aber wir müssen das leider ablehnen, weil wir schon ausgebucht sind.

 


cca: Welche Highlights an Veranstaltungen bietet denn das Italienische Kulturinstitut im Jahr 2007?


GC: Jetzt kommt Dacia Maraini, die ist zwei Tage bei uns mit Lesungen und dann am Institut für die Wissenschaften vom Menschen mit einem Vortrag (von 20.-22. März 2007, Anm.). Dann haben wir eine Zusammenarbeit mit der Thalia Buchhandlung, wo Andrea DeCarlo, einer der starken italienischen Gegenwartsautoren, in Wien lesen wird. Anfang Juni findet wieder die beliebte Filmreihe Nuovo Cinema Italiano im Votiv Kino statt.

Also wir präsentieren aus allen Richtungen etwas, über den Sommer wird es noch Kabarettabende geben, Fotoausstellungen, Buchpräsentationen und so weiter.

Ganz groß wird Goldoni zelebriert, wir haben das Piccolo Teatro Città di Chioggia eingeladen, außerdem wird es noch eine Ausstellung bei uns um Haus geben, aber das wird erst im Herbst sein.

 

 

 

cca: Wo liegen Ihre persönlichen Interessen im Bereich Kunst und Kultur? Können Sie das in Ihre Arbeit mit einfließen lassen?

 

 

GC: Ja schon, jeder hat so seine Vorlieben. Aber mit diesem Beruf kann man jeden Tag etwas neues lernen, zum Beispiel hatten wir in der letzten Zeit viel über Mode, über Design, wie jetzt im Hofmobiliendepot.

Man muss so ziemlich von allem ein bisschen präsentieren und sich damit auch beschäftigen. Wenn Sie mich nach meiner Stärke fragen, das ist schwer zu sagen, ich pendle zwischen Musik, Kino, Mode, aber auch Kunst.

Was leider weniger vorgestellt wird, ist Wissenschaft, obwohl sie sehr wichtig wäre. Das hängt auch damit zusammen, dass wir keinen eigenen Wissenschaftsattaché haben, wie das zum Beispiel in Tokio der Fall war.

 

 

 




cca: Ich habe in einem Interview gelesen, dass sie der Meinung sind, dass es in Zeiten wie diesen, da das Englische so omnipräsent ist, eigentlich Mut braucht, eine Sprache wie Italienisch zu lernen oder lernen zu wollen.


GC: Vielleicht nicht Mut, das ist ein wenig übertrieben, aber eine gute Motivation. Englisch ist eine typische Sprache für den Bereich der Arbeit, aber in Europa gibt es ja viel mehr Sprachen, das heißt es reicht einfach nicht, sich auf Englisch zu beschränken.

Italienisch war bis vor zwanzig Jahren eine Sprache, die stark mit Kultur verbunden war, eine Kultursprache, egal ob das mit Kunst oder Musik zu tun hatte.

Aber dann hat sich die Situation zum Glück sehr verändert, und die italienische Sprache hat in den letzten Jahren wieder stark zugenommen, vor allem im Mittelmeerraum, aber auch in den außereuropäischen Ländern, in denen die italienischen Emigranten leben.

 


cca: Der Zuständigkeitsbereich des Italienischen Kulturinstiuts in Wien erstreckt sich über den Großteil des Landes. Gibt es also auch Kooperationen mit oder Aktionen in anderen Bundesländern, oder arbeitet das KI sehr Wien-zentriert?


GC: Nein, wir sind für ganz Österreich zuständig.

Für Salzburg und Klagenfurt ist eher meine Kollegin aus unserer Filiale in Innsbruck zuständig. In Linz, Graz und Wien sind aber wir sehr präsent, genauso im Burgenland, Carnuntum zum Beispiel, oder in Eisenstadt.

Und dann versuchen wir auch mit anderen Nachbarstaaten, in denen es italienische Institute gibt, wie es in Budapest, Bratislava oder in Prag der Fall ist, Kooperationen zu machen. Wir haben beispielsweise die Ausstellung der Guachen (siehe den Artikel dazu “Luft Wasser Erde Feuer - Ausstellung von Adriana Pignatelli”, Anm.), die neulich bei uns im Institut zu sehen war, nach Budapest geschickt, dort war vor kurzem die Eröffnung. Und von dort fährt sie über Warschau nach Amsterdam, dort auch jeweils in die italienischen KI.

 


cca: Vielen Dank für das Gespräch.


GC: Gerne.

 

Das Interview führte (mis)

 

Weitere Informationen zum Italienischen Kulturinstitut und dessen Veranstaltungen unter:

www.iicvienna.esteri.it

   





 

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