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01.05.2014  Reise nach Košice – Erinnerungen an Marathonläufe, Puppenspiel und spätere Tage.



KulturDiplomatMagazin sprach mit Alena Heribanová, der Direktorin des slowakischen Kulturinstituts in Wien, über Košice, das neben dem französischen Marseille den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2013 trägt.

 

Schon bevor Košice 2013 zur Europäischen Kulturhauptstadt wurde, war die zweitgrößte Stadt der Slowakei ein Zentrum für Kultur. Mit über 240.000 Einwohnern liegt Košice in der Ostslowakei, nahe der ungarischen Grenze. Die historische Stadt Košice wurde 1230 erstmals urkundlich erwähnt und bietet heute neben interessantem Städtebau aus vielen Jahrhunderten, einen Mix aus Alt und Neu, aus historischen und zeitgenössischen Kulturangeboten. Noch bis Ende 2013 lädt ein dichtes Programm mit Kulturveranstaltungen Besucherinnen und Besucher in die Universitätsstadt.

 

 

Was macht das besondere Flair von Košice aus?

 

Kaschau (dt. Name von Košice) ist die erste slowakische Stadt, die zur Europäischen Kulturhauptstadt wurde. Berechtigterweise, denn sie ist eine Stadt mit faszinierender Geschichte und unterschiedlichen kulturellen Einflüssen. Im Laufe der Zeit versammelte sie Slowaken, Deutsche, Ungarn, Juden, Ruthener und Roma. Kaschau ist zwar kleiner und jünger als Bratislava, trotzdem war sie schon im Mittelalter die zweitgrößte Stadt des Königreichs und verfügt über eine der schönsten und größten gotischen Kathedralen, dem Dom zur Heiligen Elisabeth. Die Stadt hat einen eindrucksvollen mittelalterlichen Kern, mit ihren Häusern und Innenhöfen, in denen viele Geschichten und Geheimnisse eingeschrieben sind. Gleichzeitig ist sie die Stadt, in der sich ein Stück Lebensgeschichte des Schriftstellers Sándor Márai, einer der bedeutendsten ungarischen Lyriker und Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, wiederfindet. Im deutschsprachigen Raum ist er vor allem durch seinen Roman „Die Glut“ bekannt geworden.

 

Foto: Das Staatstheater in Košice. Credit:Tomáš Čižmárik.

 

Welche Projekte entstanden anlässlich der Nominierung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2013?

 

Es gibt mehrere davon, allem voran möchte ich einen Besuch der neu eröffneten ersten slowakischen Kunsthalle empfehlen. Diese entstand nach einem Umbau eines Objekts des alten und bereits etwas baufälligen Schwimmbads binnen eines Jahres. Spezifisch an diesem Konzept ist die Verbindung des Wasserelements mit Ausstellungsräumlichkeiten, die eine interessante Basis für künstlerische Installationen bietet.

 

   

 

Fotos: Alt und Neu in Košice. Credit:Tomáš Čižmár

 

Haben Sie persönliche Erinnerungen an Košice?

 

In Kaschau wird seit 1924 der älteste Marathonlauf Europas organisiert. Der Košice Peace Marathon findet zumeist am ersten Wochenende im Oktober statt und führt in zwei Runden 42 km durch die Stadt. Vor vielen Jahren, im Jahr 1961, beteiligte sich der berühmte äthiopische Marathonläufer und zweifache Olympiasieger Abebe Bikila an diesem Rennen, dem entlang der Laufstrecke die ganze Stadt zujubelte, eine eindrucksvolle Erinnerung als kleines Kind. Bis heute hat sich dies nicht geändert: Angefeuert von zehntausenden Zuschauern am Straßenrand, laufen Jahr für Jahr Sportlerinnen und Sportler aus über 40 Nationen durch die Stadt. Andere Erinnerungen betreffen das schöne Umland und die Natur. So erinnere ich mich auch an die Ausflüge in die so genannte Jasov Höhle, auf die Burg Krásna Horka, das Schloss Betliar und die sonntäglichen Vorstellungen im Puppentheater, die wir als Kinder mit meinem Vater regelmäßig besuchten. Das Puppentheater wurde Ende der 50er Jahre als viertes professionelles Puppentheater in der Slowakei gegründet. Das Theater, mittlerweile in der Alžbetina Straße zu finden, bietet bis heute einzigartige Dramaturgie und Darsteller für ein junges Publikum.

 

Wie verbringen Sie einen freien Tag in der Europäischen Kulturhauptstadt 2013?

 

Ich besuche meine Freunde, die Puschkin Straße und die Synagoge, bei der noch meine alte Schule steht und natürlich den Dom zur Heiligen Elisabeth, wo ich für die Gesundheit und das Glück meiner Familie danke. Dann gönne mir ein gutes Mittagessen, wie zum Beispiel Krautwickler oder auch das slowakische Nationalgericht halušky. Es handelt sich dabei um Nocken, üblicherweise aus Kartoffelteig, die mit Brimsen (bryndza, ein Schafkäse), Zwiebeln und Speck serviert werden. Zum Mittagessen empfehle ich die Restaurants Horse Inn Pub oder Wiila Regia im Stadtzentrum. Danach folgt ein Espresso. Kaffeehauskultur wird in Kaschau nämlich groß geschrieben. Viele Terrassen, Kaffeehäuser und Konditoreien zeugen von der Kaffeekultur, die sich hier rund um den kleinen Schwarzen entwickelt hat. Das Caffé Trieste ist aufgrund seines hervorragenden Espressos eine bekannte Anlaufstelle für „Kuchen und Kaffee“-Pausen. Ein anderer Tipp ist das Cafe Aida auf Hlavná Ulica, der Hauptstraße von Kaschau. Bestimmt besuche ich auch demnächst die neue Kunsthalle.

 

Foto: Die Synagoge von Košice. Credit:Tomáš Čižmárik

 

Welche Tipps geben Sie für eine Reise nach Košice mit?

 

Ans Herz legen möchte ich Besucherinnen und Besuchern Ausflüge in die Kaschauer Umgebung: Der Nationalpark Slovenský Raj, zu deutsch das „Slowakische Paradies“, liegt 75 km nordwestlich von Kaschau. Die Aragonithöhle in Ochtina, die in der Liste des UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurde, ist eine der drei Aragonit Höhlen weltweit. Auch die Wurzeln der Pop Art sind ganz in der Nähe zu finden. Sie sollten für einen Nachmittag nach Medzilaborce fahren, wo das Andy Warhol Museum beheimatet ist. Es ist eine Reise wert.

 

     

 

Fotos: Umgebung von Košice. Credit:Tomáš Čižmárik

  

 

 

WEB.SERVICE

 

www.visitKošice.eu/de

 

www.kosice2013.sk/en

 

www.mzv.sk/sivieden

  

 

 

Zur Person Alena Heribanová:

Alena Heribanová übernahm 2013 die Leitung des Slowakischen Instituts in Wien. Zuvor war sie als Journalistin und als Kulturmanagerin mit den Schwerpunkten slowakische Kunst der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart tätig. Die Direktorin des traditionsreichen Kulturinstituts in Wien wuchs in der Europäischen Kulturhauptstadt Košice auf.

 

Wir hatten im Rahmen unserer Sommerserie 2014 erneut Gelegenheit zu einem Gespräch mit Alena Heribanová. Diesmal ging es um starke Frauen, junges kreatives Schaffen, den kulturellen Austausch zwischen Österreich und der Slowakei und warum Wien eine ganz besondere Rolle in ihrem Leben spielt. Lesen Sie das vollständige Interview hier.

  

Das Interview zu Košice erschien in der zweiten Ausgabe des KulturDiplomatMagazins 2013.

 





 

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